Heiner Schwebach im Interview mit der Initiative "Bäckerei becherfrei", die sich für die Abschaffung von Einwegbechern einsetzt.

Bäckerei Becherfrei: Seit dem 24. Januar 2019 gibt es für die Mitarbeiter im Schwebach-Team eine klare Handlungsanweisung. Sie sollen keinen Coffee-to-Go mehr kaufen und statt dessen Kaffee im Teamraum der Firma trinken und von dort auch in einem Thermobecher mit zur Baustelle bringen.
Was hat für diese Idee den Ausschlag gegeben?

Heiner Schwebach: Nun, als ökologisch arbeitendes Unternehmen, liegt uns die Umwelt und der schonende Umgang mit Ressourcen sehr am Herzen. Dennoch wollten wir nicht einfach den Mitarbeitern vorschreiben, wie sie sich zu verhalten haben. Dann haben wir das aber auch verstanden, dass über einen Einwegbecher auch Mikroplastik und verschiedene Chemikalien aufgenommen werden und da haben wir uns doch einmal genauer mit dem Thema befaßt.

Bäckerei Becherfrei: D. h. der Aspekt der Mitarbeitergesundheit war letztlich der ausschlaggebende Grund?

Heiner Schwebach: Nein, aber je länger man sich mit dem Thema Coffee-to-Go beschäftigt, umso klarer wird es, dass dies eine Sache ist, die nur Nachteile und keine Vorteile bringt. Da war für uns doch schnell klar, dass wir etwas ändern wollen. Hier haben Lukas und ich uns auch wirklich gegenseitig bestärkt und viele Ideen entwickelt. Wir müssen beide zugeben, dass wir uns vorher nicht wirklich Gedanken um das Thema gemacht hatten. Auch wir hatten vor einiger Zeit noch Kaffee aus Einwegbechern getrunken.

Bäckerei Becherfrei: Es war also ein ganzes Bündel an Argumenten, die gegen Coffee-to-Go gesprochen haben?

Heiner Schwebach: Das fing ja mit der Schätzfrage an. „Wieviele Einwegbecher werden pro Stunde in Deutschland weggeworfen?“ Niemals hätten wir da 320.000 Becher geschätzt. Dann ging es um die Frage, was das Team für Coffee-to-Go im Jahr ausgibt. Auch hier haben wir den Betrag einfach vollkommen unterschätzt. Erst als wir mal eine ganze Arbeitswoche genau darauf geachtet haben und den Verbrauch mitgezählt haben, konnten wir das abschätzen. Wenn man das hochrechnet, kommt man schon fast bei 10.000 Euro lag. Wenn wir die Mitarbeiter fragen würde, ob sie bereit wären 10.000 Euro für Kaffee aus Pappbechern auszugeben, dann hätten sie sicherlich gesagt, dass sich das niemand leisten kann. Aber genau in der Größenordnung liegen die Ausgaben.

Alle Tassen im Schrank

Bäckerei Becherfrei: Aber dennoch war die Gesundheit der entscheidende Faktor?

Heiner Schwebach: Klar, hier haben wir doch auch eine besondere Verantwortung. Zwar weiß niemand, wie schlimm Mikroplastik im Körper tatsächlich ist, aber wenn man es weiß, dann kann man auch nicht mehr viel machen. Die Chemikalien wirken auch vielschichtig. Es heißt zwar immer, dass die Mengen unbedenklich seien, aber es gibt in anderen Alltagssituationen ebenfalls den Kontakt und das summiert sich. Hier haben wir mit den normalen Tassen eine ideale Lösung – der Geschmack ist optimal und unerwünschte Inhaltsstoffe bleiben weg. Im wahrsten Sinne des Wortes, hat man ansonsten nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Bäckerei Becherfrei: Was war nach der Entscheidung noch zu tun?

Heiner Schwebach: Lukas und ich haben uns das gemeinsam durchdacht. Wir hatten uns auch über Pfandsysteme informiert. Wir wollten unseren Mitarbeitern Kaffee in der Firma aber auch für die Baustelle anbieten. Also war klar, dass wir in der Firma eine leistungsfähige Kaffeemaschine brauchen, die auch keinen unnötigen Müll produziert und dass wir ebenfalls eine Spülmaschine aufstellen, in der die Tassen und Thermobecher gespült werden können. Hier mussten wir in St. Lukas einige Dinge umstellen und die Anschlüsse bereitstellen. Natürlich waren auch einige Investitionen notwendig. Im Vergleich zu den Ausgaben für Coffee-to-Go waren diese aber wirklich gering.

Bäckerei Becherfrei: Umweltschutz, Kosten und Gesundheit – gab es noch weitere Überlegungen zu dieser Entscheidung

Heiner Schwebach: Auf jeden Fall! Wir haben durch diese Maßnahme einen Bereich geschaffen, wo wir uns gemeinsam treffen und den Arbeitstag abstimmen können. Alle trinken dort einen Kaffee und füllen den Thermobecher auf. Das ermöglicht einen guten Austausch.

Es gehört zu einem Unternehmen dazu, dass auch außerhalb des eigenen Handwerks auf Umweltschutz und Ressourcenschonung geachtet wird. Unsere Kunden dürfen das auch von uns so erwarten.

Wir sind sehr froh über diese Entscheidung und freuen uns, dass unsere Mitarbeiter auf diese Weise am Ende des Jahres auch einiges gespart haben. Je länger wir über Einwegbecher nachdenken, umso irrsinniger erscheint uns dieses Produkt. Im Handwerk erleben wir das aber auch häufiger, dass ein Werkstoff sehr gute Eigenschaften hat und eine ideale Lösung darstellt. Lehm und Kalk sind für uns ja auch modere Werkstoffe mit vielen Vorteilen. Bei Keramik sind diese Vorteile gegenüber einem Einwegbecher schon überragend und eigentlich ganz offensichtlich.

Bäckerei Becherfrei: Vielen Dank für dieses Gespräch. Wir sind sehr gespannt, wie sich das weiter entwickelt.

Uns so funktioniert's

Morgens treffen sich die Mitarbeiter in unserem Firmensitz St. Lukas. Dort trinken sie einen Kaffee (oder Tee/Kakao) aus einer Tasse, die sie anschließend einfach in die Spülmaschine stellen. Bei diesem Kaffee besprechen wir die Projekte. Dann kann jeder Mitarbeiter seinen Thermobecher mit frischem Kaffee befüllen und mit zur Baustelle bringen.
Alles wird später in der Spülmaschine gespült und am nächsten Morgen geht es weiter. Keine Einwegbecher mehr, keine unnötigen Ausgaben, kein Müll und auch keine gesundheitsgefährdenden Stoffe.

Frischer Kaffee ohne Pappbecher

Über Bäckerei becherfrei!

Bäckerei Becherfrei

Die Initiative "Bäckerei becherfrei" unterstützt Bäckereien, die ganz bewusst auf Einwegbecher verzichten. Das langfristige Ziel ist das Verbot von Einwegbechern.
Bis dahin versucht die Initiative die verschiedenen Unternehmen und Menschen zu überzeugen, keinen Kaffee in Einwegbechern zu kaufen, bzw. anzubieten.

Zahlreiche Fakten zu dem Thema werden auf der Homepage dargestellt.

www.bäckerei-becherfrei.de 

Facebook: www.facebook.com/becherfrei/

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